Geschichte und Geschichten

Aus Lautachronik
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Geschichte ist gelebtes Leben. Das sich als Bewältigung der auf die Menschen einwirkenden Ereignisse und Erlebnisse vollzieht, und nicht mit dem Gedanken seiner Aufarbeitung. Tägliche Lebensgestaltung bzw. -kampf stehen im Vordergrund, nicht die Gedanken darüber, wie sich alles für die Nachwelt in aufzuarbeitender Form bewahren lässt. Nachfolgende Generationen sind aber sehr oft daran interessiert, das Leben ihrer Vorfahren kennen zu lernen und möglichst viele Einzelheiten darüber zu erfahren. Und dann beginnt die Suche!

Sind Unterlagen - Dokumente, schriftlich verfasste persönliche Erinnerungen, datierte und beschriebene Fotos - vorhanden, gestaltet sich die Suche erfolgreich. Ist das nicht der Fall - die Normalität - stehen Fachleute und Laienhistoriker am Beginn eines Weges der Suche, wo sich oft nicht erkennen lässt, wie erfolgreich diese sein wird. Erfolg misst sich hier nicht am Endergebnis, sondern an Teilergebnissen. Deren Aufarbeitung der interessierten Öffentlichkeit hilft, zu weiteren Teilergebnissen zu kommen. Und sich so dem Endergebnis zu nähern!

Reicht das Wissen für eine solide Darstellung der Geschichte nicht aus, ist es erforderlich, die Lücken mit Geschichten zu füllen. Mit Berichten über persönliche Erlebnisse, die auch andere so oder ähnlich hatten, aber sich bislang nicht dazu durchringen konnten, sie niederzuschreiben oder zu erzählen. Aber sie sind wichtig. Sollten aufgeschrieben bzw. erzählt werden, so lange das möglich ist! Sehr wichtige Zeugnisse dieser Art sind die u.a. von Uwe Mahrholz verfassten und herausgegebenen autobiografischen Erinnerungen. In diesem Zusammenhang von unschätzbarem Wert sind die in der Presse veröffentlichten Beiträge aus dem Leben von Bürgerinnen und Bürgern Lautas.

Die erste Beschreibung Lautawerks erfolgte 1937 in "Der Kreis Calau. Ein Heimatbuch des Kreises". In dem reich bebilderten Beitrag "Das Lautawerk" informiert Dr. Gustav Adolf Pistor über die Entwicklung von Werk und Siedlungen.

Die 1948 nachgeholte 500-Jahrfeier von Lauta-Dorf bot Anlass, sich mit der Geschichte zu befassen. In der Festschrift "Lauta Kreis Calau. Aus der Geschichte eines niederlausitzischen Dorfes" ging es jedoch nicht um die Industriegemeinde.

Die Geschichte von Lautawerk bzw. der Stadt Lauta spielte in den bis 1990 veröffentlichten Schriften ebenfalls keine Rolle. Sie behandelten die Historie des Betriebes oder der Arbeiterbewegung. Die Bau- und die Sozialgeschichte der Siedlungen kamen darin nicht vor. Eine Ausnahme bilden die Geschichtsbeiträge von Dietmar Neuhäuser in der Zeitung "Der Aluwerker".

Einstige Mitarbeiter des Aluwerkes erhielten 1993 die Cance, das zu ändern. In einer von der "Abfahrmannschaft" des Aluminiumwerkes initiierten und vom Arbeitsamt finanzierten ABM-Maßnahme konnten sie sich mit der Geschichte von Werk und Stadt beschäftigen, wobei sie die Stadt und Einwohner Lautas unterstützten. Ergebnis war das Buch "Stadt Lautawerk: Vom Heidedorf zur Industriestadt. Ein Rückblick" (1997). Zum 20jährigen Jubiläum der Senak in Lauta erinnerte ihr damaliger und aktueller Vorsitzender Siegfried Erler "mit Stolz beispielsweise an die Entstehung eines Traditionskabinettes, die aktive Teilnahme an den Vorbereitungen zu der 625-Jahr-Feier der Stadt Lauta und an die Beteiligung an der jüngsten Ausstellungsreihe zum 50-jährigen Stadtrechtsjubiläum von Lauta". Die Broschüre der Stadt "625 Jahre Lauta. 1374 - 1999", von einer Autorengruppe der Stadtverwaltung erarbeitet, setzte dieses Bemühen fort und bildete die Basis für die bis heute von Monika Tschöke - in der Stadtverwaltung für die Stadtchronik zuständig - fortgesetzte historische Zeittafel. Zum 50jährigen Jubiläum der Vergabe des Stadtrechts ließ die Stadt eine Ausstellungsreihe mit zahlreichen Tafeln anfertigen. Kathleen Häusler-Beciri koordinierte die Arbeiten und arbeitete dazu eng mit der SENAK zusammen.

Die Arbeit "Das Lautawerk der Vereinigte Aluminium-Werke AG (VAW von 1917 bis 1948" von Peter Josef Belli (2012) hob die Forschungen zur Geschichte von Werk und Ort auf wissenschaftliches Niveau. Die ausgewerteten Akten und die im Buch enthaltenen Informationen sind eine Fundgrube für die Beschäftigung mit der Stadtgeschichte.

An diesen Stand knüpfen die von Dr. Volker Punzel 2015 geschaffene Geschichtsseite Lauta und der von Michael Peter Schadow seit 2016 betriebene Blog "Zeitenleser" an. Die in der sozialen Plattform Facebook im Jahr 2017 geschaffene Gruppe "Lauta - Historische Bilder aus Lauta und Umgebung" dient dazu, die weitere Erforschung der Geschichte Lautas zu einem öffentlichen Anliegen zu machen. Denn nur gemeinschaftlich ist es möglich, die vielen zu einer soliden Geschichte gehörenden Fakten zusammen zu tragen. Und daran wirken jetzt in Lauta lebende Bürgerinnen und Bürger sowie ehemalige Einwohnerinnen und Einwohner mit.

Dr. Volker Punzel